Fender American Professional Classic Stratocaster Faded Sherwood Green Metallic

Ohne Übertreibung kann ich mich nach nunmehr fünf (!) Jahrzehnten, die das Gitarrenspielen mich begleitet hat, als guter Kenner der Materie bezeichnen. Insbesondere haben mich im Genre der E-Gitarre die Stratocaster-Modelle von Fender fasziniert. Das ist schon eine geniale Kreation, die Leo Fender uns Gitarristen in 1954 (ein Jahr vor meiner Geburt) bescherte. Nach meinem Empfinden wohl das schönste zeitlose Design für eine E-Gitarre, was man sich ausdenken kann.

Im Laufe der nun vielen Jahre wurde die Strat oft in Details verändert oder anders ausgestattet, oft auch nicht unbedingt zum Guten. Man erinnere sich an die "Gurken" die Anfang der 80er-Jahre in Amerika aus der Produktion kamen. Da holte man sich doch lieber eine Squire aus Japan, die heute unter dem Begriff "JV" sehr begehrte Objekte der Begierde sind.

Die Zeiten, in denen ganze Serien und Jahrgänge wirklich übel sind, sind seit langem vorbei. Und so komme ich zur eigentlichen Bewertung meiner neuen American Professional Classic in Faded Lake Placid Blue, die als Ergänzung zu einer Eric Johnson (Candy Apple Red), einer Eric Clapton (black) und einer Vintera 50 II Strat (TSB) kommt. Lake Placid Blue war bereits in den 60ern als Customcolor bei Fender zu haben. In dieser Fadedversion gefällt mir die Farbe in Kombination mit dem vintage getönten Maple-Fretboard dem Mint-Pickguard sowie den aged-white Plastikparts besonders gut. Die Lackierung sowie die übrige Verarbeitung sind über jeden Zweifel erhaben. Da ist nichts das geringste auszusetzen.

Mit ganz knappen 3,3 KG Gewicht ist die Gitarre sehr leicht, was dem Handling und dem Sound zu Gute kommt. Leichte Erlestrats sind nach meiner Erfahrung dynamischer und resonanter. Das Griffbrett mit einem 9,5'' Radius ist etwas flacher, als die Vintage Strats aus den 50er und 60ern (7,25''), was Bendings etwas leichter macht und die Saitenlage auch einen Tick niedriger einstellen lässt. Zusammen mit der matten Lackierung des Halses, den abgerundeten Griffbrettkanten und den Medium Jumbo Bünden ergibt sich eine hervorragende Bespielbarkeit über die 22 Bünde.

Das 6-Punkt Vintage Style Tremolo funktioniert mit den gestaggerten Vintage Tunern und dem Sattel aus synthetischen Knochen einwandfrei. Ein wenig Einspielzeit sollte man einkalkulieren, wobei etwas Graphit (Bleistift) in den Sattelkerben hilft. Bevor man den Tremoloarm reinsteckt, sollte man darauf achten, eine Tremolofeder unterzulegen, damit der Tremoloarm nicht schlackert. Das macht es angenehmer. Insgesamt habe ich hier den Eindruck, dass Fender auch an dieser Stelle nachgearbeitet hat und die Befestigung des Arms stabiler (enger) verarbeitet hat. Die Mechaniken sind richtig gut. Für mich besser als Locking Tuner, da man die Saiten in den Schlitz steckt und damit den Saitenhalt und das Sustain verbessert. Auch ist die Übersetzung mit 1:18 richtig wertig und die Tuner für die dünnen Saiten verkürzt. Da hätte man auch getrost auf den Saitenniederhalter verzichten können, wie das bei der Eric Johnson Strat bereits vor 20 Jahren gemacht wurde. Aber auch der Saitenniederhalter wurde durch einen Distanzring höher gelegt, was einen ähnlichen Effekt hat.

Die "Coastline '57" Tonabnehmer lassen bei mir keine Wünsche offen. Sie haben einen moderaten Output und liefern in allen 5 Reglerstellungen Vintage Stratsounds, wie wir Stratspieler sie lieben und haben wollen. Glockige Sounds, die in meinem Fall über Röhrenamps von Fender (Princeton Reverb, Deluxe Reverb) ein Genuss für die verwöhnten Gitarristenohren sind. Bleibt noch zu erwähnen, dass auch der Steg-PU mit dem unteren Tonepoti gemäßigt werden kann, indem stufenlos die Höhen reduziert werden können, ohne dabei die Bässe und Mitten zu verlieren. Das ist eine tolle Sache.

Negatives an der Gitarre habe ich nicht finden können. Das eine solche Gitarre, die sich meines Erachtens auf Customshopniveau bewegt, in solch einer billigen Tasche geliefert wird, kann ich aber absolut nicht nachvollziehen. Die kann man für 5,00 EUR auf dem Flohmarkt für ein "kleines" Eis verticken. Ich werde mir dafür einen schönen passenden Koffer kaufen. Da hat Kirstein bestimmt etwas für mich parat. Und da wir gerade dabei sind: Ein super Händler mit freundlichen und kompetenten Mitarbeitern. Wer hier kauft, wird es nicht bereuen. Hier läuft es richtig und gut. Vielen Dank an die Mädels und Jungs vom Musikhaus Kirstein

Fazit: Eine professionelle Gitarre mit vielen Vintage-Anleihen hervorragend verarbeitet und optisch sowie haptisch ässerst ansprechend präsentiert.