Kurz erklärt: Was sind eigentlich Naturtöne?

Sie gehören zum Blasinstrument wie die Bierbank zum Festzelt: Naturtöne. Die sogenannte Naturtonreihe ist eine Abfolge von Tönen, die sich durch das An- bzw. Überblasen eines Blasinstrumentes erzeugen lassen, ohne dass dabei Ventile (Blechblasinstrumente) oder Klappen (Holzblasinstrumente) betätigt werden bzw. Grifflöcher (Holzblasinstrumente) unbedeckt bleiben. Oder anders ausgedrückt: Es handelt sich um Töne, die sich durch An- und Überblasen einer bestimmten, gleichbleibenden Rohrlänge/Luftsäule erzeugen lassen.

SCHON GEWUSST? Da Ventile für Blechblasinstrumente erst Anfang des 19. Jahrhunderts erfunden wurden, war es davor ganz normal, diese Instrumente nur mit Naturtönen zu spielen. Erst mit Erfindung des Ventils wurde es möglich, Blechblasinstrumente auch chromatisch zu spielen.

Grundton/Pedalton

Die Naturtonreihe beginnt mit dem tiefsten Naturton, dem sogenannten „Grundton“ oder „Pedalton“. Dieser ist je nach Rohrlänge (und damit Stimmung) des Instrumentes unterschiedlich tief. Grundtöne sind vor allem auf eng mensurierten Instrumenten sehr schwierig zu spielen und stehen in der Praxis des Musizierens daher eher selten auf dem Programm. Auf einer Tuba zum Beispiel ist der erste Naturton von geübten Bläsern aber durchaus spielbar. Der Pedalton einer B-Tuba ist das B2, der Pedalton einer C-Trompete das c. Oberhalb eines Grundtons/Pedaltons können durch Überblasen (siehe auch Glossar) weitere Naturtöne erzeugt werden.

Grundstimmung von Blechblasinstrumenten

Die Grundstimmung von Blechblasinstrumenten wird nach deren Pedalton benannt. Der Pedalton (= tiefster = erster Naturton) einer B-Tuba ist das B2. Beim ersten, zweiten, vierten und achten Naturton einer Naturtonreihe handelt es sich immer um den gleichen Ton (in unterschiedlichen Oktavräumen). Der erste, zweite, vierte und achte Ton der Naturtonreihe einer B-Tuba ist also jeweils ein B: B2 = erster Naturton, B1 = zweiter Naturton, B = vierter Naturton, b = achter Naturton).

Die Naturtonreihe am Beispiel des Alphorns

Blasinstrumente, die keine Klappen, Ventile oder Grifflöcher haben, werden als Naturhörner bezeichnet. Auf ihnen werden zwangsweise nur Naturtöne gespielt. Zu den Naturhörnern gehören zum Beispiel die Fanfare und das Parforcehorn. Das prominenteste Mitglied der Naturhörner ist aber wahrscheinlich das Alphorn. Auf einem Alphorn kann man bis zu 16 Naturtöne spielen.

Die Naturtonreihe eines F-Alphorns sieht folgendermaßen aus:

Naturtonreihe eines F-Alphorns mit Erläuterungen

Das Alphorn ist ein transponierendes Instrument. Das bedeutet: Wird auf einem F-Alphorn die Note C geblasen, erklingt ein F. Das gespielte C (und damit das klingende F) ist der Grundton (= tiefster Naturton) des F-Alphorns. Dieser Grundton hat eine bestimmte Frequenz, mit der die Naturtonreihe beginnt. Der zweite Naturton hat die doppelte Frequenz des ersten Naturtons, der dritte Naturton hat die dreifache Frequenz des ersten Naturtons, der vierte Naturton hat die vierfache Frequenz des ersten Naturtons usw. Der zweite Naturton und alle höheren folgenden Naturtöne werden durch Überblasen erzeugt. Der Abstand zwischen den einzelnen Naturtönen wird mit zunehmender Tonhöhe dabei immer kleiner: Zwischen dem 1. und dem 2. Naturton liegt eine Oktave, zwischen dem 2. und dem 3. Naturton liegt eine Quinte, zwischen dem 3. und dem 4. Naturton liegt eine Quarte …

Naturtöne bei Holzblasinstrumenten

Prinzipiell lassen sich bei Holzblasinstrumenten genauso wie bei Blechblasinstrumenten Naturtonreihen erzeugen. Professionelle Jazzmusiker, beispielsweise, nutzen diese auch gezielt und überblasen bis zu drei Mal, also bis zum vierten Naturton, während für Amateurholzbläser aber eigentlich nur die erste Überblasstufe (= zweiter Naturton) relevant ist. Mit zunehmender Höhe eines Instrumentes wird es immer schwieriger, Naturtöne durch Überblasen (ohne Hilfsmittel) zu erzeugen.

Glossar

Alphorn-Fa
Besonderer, für Bläser sonst ungewohnter, Ton der Naturtonreihe des Alphorns; Das Alphorn-Fa liegt zwischen dem e2 und g2, ist aber weder ein f noch ein fis, sondern liegt zwischen diesen beiden Tönen.

Chromatisch
In Halbtonschritten

Grundton
Tiefster Naturton einer Naturtonreihe

Luftsäule
Das Innere eines Blasinstrumentenkorpus bzw. die Luft, die sich im Inneren eines Blasinstrumentes oder im Inneren eines sonstigen röhrenförmigen Gefäßes (zum Beispiel auch Schlauch, Orgelpfeife) befindet. Diese Luftsäule wird bei Blasinstrumenten durch das Anblasen über das Instrumentenmundstück zum Schwingen gebracht. Abhängig davon, wie lang und dick die Luftsäule ist und welcher Luftdruck in ihr herrscht, fällt die Tonhöhe des erzeugten Tones aus.

Mensur
Verhältnis der Breite zur Länge eines Instrumentenrohrs; „Weitmensuriert“ meint bei einem Blasinstrument, dass das Instrumentenrohr in seiner Breite mit zunehmender Länge durchgehend stark konisch ist, d. h. die Breite stetig deutlich ansteigt. Bei engmensurierten Blasinstrumenten erhöht sich die Weite des Rohrs mit zunehmender Länge nur wenig.

Oberton
Ton, dessen Frequenz ein bestimmtes Vielfaches von der Frequenz des Grundtons/Pedaltons ist; Der erste/tiefste Naturton (= Grundton/Pedalton) hat eine bestimmte Frequenz. Der zweite Naturton (= ein Oberton) hat die doppelte Frequenz des Grundtons. Der dritte Naturton (= ein Oberton) hat die dreifache Frequenz des Grundtons. Auf diese Weise setzt sich eine Naturtonreihe fort.

Pedalton
Tiefster Naturton einer Naturtonreihe; Die Bezeichnung wird eigentlich nur im Zusammenhang mit Blechblasinstrumenten – nicht Holzblasinstrumenten – verwendet.

Transponierendes Instrument
Das Alphorn gehört zu den transponierenden Instrumenten. Bei transponierenden Instrumenten entspricht die Notation nicht dem tatsächlich resultierenden Klang. Ein auf einem F-Alphorn geblasenes „c“ (Notation) erklingt tatsächlich als „F“.

Überblasen
Verstärken des Luftdrucks beim Anblasen. Erreicht wird dies durch ein stärkeres, schnelleres Anblasen bzw. durch das Ändern der Lippenspannung beim Anblasen. Je nachdem, wie stark überblasen – also wie stark der Luftdruck erhöht – wird, fällt die Erhöhung der Tonhöhe im Vergleich zum Grundton aus.

Überblasklappe
Mechanik, vor allem bei Holzblasinstrumenten (gibt es auch bei Trompeten), um höhere Töne einfacher/treffsicherer zu erreichen, zum Beispiel eine Oktave höher liegende Töne; Bei der Klarinette erreicht man mit der Überblasklappe eine Duodezime statt einer Okatave (also 12 statt 8 Tonstufen).

Quellen/Fotos:
alphornschweiz.ch/alphornwissen
b-klarinette.de/index.php/kleines-lexikon.html
de.wikipedia.org/wiki/Grundstimmung_(Blasinstrument)
de.wikipedia.org/wiki/Luftsäule
de.wikipedia.org/wiki/Mensur_(Musik)
de.wikipedia.org/wiki/Naturtonreihe
de.wikipedia.org/wiki/Überblasen
musiktreff.info/lexikon/2-musikalische-fachbegriffe/3047-pedalton.html
musiktreff.info/musik-allgemein/23060-naturton-definition/seite2.html
naturtoene.ch/grundkurs/grundkurs-lektion-3
naturtoene.ch/grundkurs/noten-lesen-fuer-alphornblaeserinnen
pixabay.com/de/photos/konzert-standfest-tuba-4378414
trompetenforum.de/TF/viewtopic.php?f=3&t=13988&hilit=Pedaltöne
trompetenforum.de/TF/viewtopic.php?f=3&t=3179&hilit=Pedaltöne
vsl.info/de/academy/brass/trumpet-c

Letzte Aktualisierung:

Dieser Beitrag wurde am von in Beratung veröffentlicht.

Von Jutta Kuehl

Jutta Kühl, PR und Texterin bei Musikhaus Kirstein GmbH.